Mehrere blutdrucksenkende Medikamente, die den Wirkstoff Valsartan enthalten, wurden 2018 zurückgerufen, da einzelne Chargen mit dem potenziell krebserregenden N-Nitrosodimethylamin (NDMA) verunreinigt waren. Weltweite Untersuchungen haben dazu geführt, dass Verunreinigungen von Nitrosaminen in weiteren Medikamenten entdeckt wurden, beispielsweise von NDMA im Ranitidin oder NMBA in Losartan. Die Befunde der letzten Jahre führten dazu, dass Medikamente mit sekundären Aminogruppen im Rahmen der behördlichen Zulassung auf ihre Nitrosierbarkeit untersucht werden und heute in der Nitrosaminanalytik im Vordergrund stehen.

Nitrosamine
Nitrosamine (genauer N-Nitrosamine) sind Prozesskontaminanten, welche verbreitet vorkommen und meistens als genotoxisch und im Tierversuch krebserzeugend gelten.
Es begann mit Bier
Die Schweiz führte in den 80er-Jahren für flüchtige Nitrosamine in Bier einen strengen Grenzwert ein. Im Fokus stand das Nitrosamin NDMA, welches sich beim Darrprozess von Malz bilden kann. Zur Einhaltung des Grenzwertes in Bier sollten die NDMA-Werte von Malz 2 µg/kg nicht übersteigen. Früher enthielten Bier und Malzkaffee hohe Mengen an Nitrosaminen. Durch technische Veränderungen bei der Malzherstellung konnten die Konzentrationen inzwischen stark reduziert werden.

Bekannte Nitrosaminquellen
Heute stellen neben Tabakrauch vor allem Gewürze, gepökelte Fleischwaren und geräucherter Speck, denen zwecks Umrötung und Konservierung Nitritpökelsalz zugesetzt werden, die Hauptnitrosaminquellen dar. Allerdings enthalten nicht alle diese Produkte generell Nitrosamine; je nach Technologie und Selbstkontrolle können auch bei diesen Produkten die Werte tief gehalten werden.
Bekannte Nitrosaminquellen
Heute stellen neben Tabakrauch vor allem Gewürze, gepökelte Fleischwaren und geräucherter Speck, denen zwecks Umrötung und Konservierung Nitritpökelsalz zugesetzt werden, die Hauptnitrosaminquellen dar. Allerdings enthalten nicht alle diese Produkte generell Nitrosamine; je nach Technologie und Selbstkontrolle können auch bei diesen Produkten die Werte tief gehalten werden.
Entstehung im Mensch
Auch im menschlichen Organismus selbst ist eine Nitrosaminbildung möglich («endogene» Belastung), da sowohl die Umwelt als auch die Nahrung nitrosierbare Amine und nitrosierende Stoffe enthalten. Nach dem Übergang aus dem Produkt in den Speichel oder in den Magensaft des Menschen können diese Substanzen zu krebserzeugenden Nitrosaminen umgewandelt werden. Enthalten Produkte nitrosierbare Amine, interessiert das Nitrosaminbildungspotenzial, welches ein Mass für die entsprechende endogene Belastung darstellt. Nebst Medikamenten tragen auch Elastomer- oder Gummiteile wie Flaschen- und Beruhigungssauger für Säuglinge und Kleinkinder oder Luftballone zur endogenen Nitrosaminbildung bei.

Heikle Oxidationsnebenprodukte
Durch die Aufrüstung von Kläranlagen mit der zusätzlichen Reinigungsstufe Ozonung können sich Oxidationsnebenprodukte als Schadstoffe im Wasser bemerkbar machen. Die übermässige Bildung von Nitrosaminen in Vorversuchen ist möglicherweise ein Grund, auf die Ozonung zu verzichten.
Heikle Oxidationsnebenprodukte
Durch die Aufrüstung von Kläranlagen mit der zusätzlichen Reinigungsstufe Ozonung können sich Oxidationsnebenprodukte als Schadstoffe im Wasser bemerkbar machen. Die übermässige Bildung von Nitrosaminen in Vorversuchen ist möglicherweise ein Grund, auf die Ozonung zu verzichten.
CHEMIE
N-Nitrosamine sind organisch-chemische Verbindungen die sich von sekundären Aminen ableiten und die allgemeine Strukturformel R1R2N-NO aufweisen.
Einige Beispiele von Nitrosaminstrukturformeln:
TOXIKOLOGIE
Die im Tierversuch krebserzeugende Wirkung beruht auf reaktiven Metaboliten der Nitrosamine im Stoffwechsel, die mit der Erbsubstanz DNA reagieren, sie dadurch schädigen und Tumore auslösen können. Beim Menschen ist aufgrund der niedrigen Dosierung die Latenzzeit sehr lang, sodass ein kausaler Zusammenhang schwer zu beweisen ist. Eine grundsätzlich unschädliche Konzentration kann für Nitrosamine ebenso wenig wie für andere krebserzeugende Stoffe ermittelt werden [#1].
RECHTLICHE GRUNDLAGEN
Lebensmittel
In der Schweizer Kontaminantenverordnung existiert
ein Höchstgehalt für Bier von 0.5 µg/l [#2].
Arzneimittel
Die EMA (European Medicines Agency) führt aktuell 19 Nitrosamine mit
entsprechenden TDI-Werten (Tolerable Daily Intake) auf [#3].
Gegenstände
Die Verordnung über Gegenstände für den Humankontakt (SR 817.023.41)
istet einen Höchstgehalt für N-Nitrosamine in Elastomer- oder Gummiteilen von 0.01 mg/kg
und einen für N-nitrosierbare Stoffe von 0.1 mg/kg auf [#4].
In der Spielzeugverordnung (SR 817.023.11) gelten in Spielzeug für Kinder
unter 36 Monaten oder in Spielzeug, das in den Mund genommen
werden soll, folgende Grenzwerte in der Migrationsprüfung:
0.05 mg/kg für Nitrosamine und 1 mg/kg für nitrosierbare Stoffe [#5].
-
Bildmaterial: sämtliche Bilder → Adobe Stock; chemische Strukturformeln → Labor Veritas AG
Nitrosamine, Website Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
Kontaminantenverordnung (VHK, SR 817.022.15) – Anh. 9 Höchstgehalte für weitere Kontaminanten in Lebensmitteln
Nitrosamine Impurities, Website European Medicines Agency (EMA)
Verordnung über Gegenstände für den Humankontakt (SR 817.023.41) – Art. 14a Flaschen- und Beruhigungssauger
Spielzeugverordnung (VSS, SR 817.023.11) – Anh. 2 Ziff. 3 Chemische Eigenschaften – Ziff. 3.7
DIENSTLEISTUNG LABOR VERITAS AG
Labor Veritas AG verfügt über langjährige Erfahrung in der Nitrosaminanalytik. Die eingesetzten Methoden haben sich für die unterschiedlichsten Proben bewährt. Folgende N-Nitrosamine werden routinemässig untersucht:
Name | Kurzbezeichnung | CAS-Nr. | Messmethoden |
---|---|---|---|
N-Nitrosodibutylamin | NDBA | 924-16-3 | p – A/B; a – C |
N-Nitrosodiethylamin | NDEA | 55-18-5 | p – A/B; a – C |
N-Nitrosodiisopropylamin | NDIPA | 601-77-4 | p – A/B; a – C |
N-Nitrosodimethylamin | NDMA | 62-75-9 | p – A/B; a – C |
N-Nitrosodipropylamin | NDPA | 621-64-7 | p – A/B; a – C |
N-Nitrosoethylisopropylamin | NEIPA | 16339-04-1 | p – A/B; a – C |
N-Nitrosomethylethylamin | NMEA | 10595-95-6 | p – A/B; a – C |
N-Nitrosomorpholin | NMOR | 59-89-2 | p – A/B; a – C |
N-Nitrosopiperidin | NPIP | 100-75-4 | p – A/B; a – C |
N-Nitrosopyrrolidin | NPYR | 930-55-2 | p – A/B; a – C |
N-Nitroso-N-methylanilin | NMPhA | 614-00-6 | p – B*; a – D* |
N-Nitroso-N-ethylanilin | NEPhA | 612-64-6 | p – B*; a – D* |
N-Nitroso-N-methyl-4-aminobuttersäure | NMBA | 61445-55-4 | p – C; a –B* |
N-Nitroso-N-methyl-4-aminobuttersäure Methylester | NMBAMe | 51938-17-1 | p – C |
N-Nitroso-N-methly-4-aminopropionsäure | NMPA | 10478-42-9 | p – C; a –B* |
N-Nitroso-N-methyl-aminopropionsäure Methylester | NMPAMe | 383417-47-8 | p – C; a –B |
Nitrosobis(2-hydroxyethyl)amin | NDELA | 1116-54-7 | p – C; a –B* |
p = primäre Messmethode; a = alternative Messmethode; A = GC-TEA; B = GC-MS/MS; C = LC-APCI-MS/MS; D = LC-ESI-MS/MS; * = Machbarkeit überprüft, aber noch nicht in validierte Methoden integriert.
Probemengen
Um die angegebenen Bestimmungsgrenzen zu erreichen, werden die nachstehend aufgelisteten Probenmengen benötigt:
Probenmaterial | B.grenze** | Probenmenge |
---|---|---|
NDMA in Malz | 0.8 µg/kg | 300 g |
NDMA in Würze und Bier | 0.2 µg/kg | 100 mL |
NDMA in Futtermittel | 2 µg/kg | 300 g |
NDMA in Säuglingsmilchpulver | 2 µg/kg | 100 g |
N-Nitrosamine in Wasser (Einzelsubstanzen) | 10 ng/L | 1 L |
N-Nitrosamine in Flaschen- und Beruhigungssaugern (Summe) | 10 µg/kg | 30 g |
N-nitrosierbare Stoffe in Flaschen- und Beruhigungssaugern (Summe) | 100 µg/kg | 30 g |
N-Nitrosamine in pharmazeutischen Produkten und Rohstoffen | 5 – 30 µg/kg | 10 g |
**Bestimmungsgrenze
Die Proben können auf dem normalen Postweg eingeschickt werden.
UNSER ANGEBOT
Preise für Einzelproben
NDMA in Bier und Malz – CHF 200/Probe
flüchtige Nitrosamine in Abwasser – CHF 350/Probe
N-Nitrosamine und N-nitrosierbare Stoffe aus Flaschen- und Beruhigungssaugern aus Elastomeren oder Gummi – CHF 450/Probe
Kostenloser Service 1
Beratung Nitrosaminanalytik
Sie benötigen detailliertere Informationen? Wir bieten Ihnen ein Gespräch mit einer analytisch versierten Fachperson per Telefon oder als Videocall (Dauer bis zu 30 Minuten).
Kostenloser Service 2
Offerte für Rahmenvertrag oder Rabattierung
Sie beabsichtigen, regelmässig oder in einer grösseren Probenserie Nitrosaminanalysen in Auftrag zu geben? Wir unterbreiten Ihnen gerne eine verbindliche Offerte.
Kostenloser Service 3
Nitrosaminanalytik unter GMP-Bedingungen (*)
Sie stellen Medikamente her und wollen die Nitrosaminbelastung oder das Nitrosaminbildungspotenzial in Erfahrung bringen? Wir erarbeiten Ihnen eine Offerte für die Analytik unter GMP-Bedingungen (inkl. Validierung).
(*) Labor Veritas AG verfügt über die Bewilligung der Swissmedic zur chemischen, physikalischen und mikrobiologischen Qualitätskontrolle von Arzneimitteln bzw. deren Rohstoffe.
Anfrage an Labor Veritas AG
Ich bin interessiert an
- Service 1: Beratung Nitrosaminanalytik
- Service 2: Offerte Rahmenvertrag oder Rabattierung
- Service 3: Offerte Nitrosaminanalytik unter GMP-Bedingungen
KONTAKT NITROSAMINE
Oleg Altergott
M.Sc. Water Science
stv. Leiter Chemie
Akkreditierung nach ISO/IEC 17025:2017
Die Akkreditierung ist jeweils fünf Jahre gültig und wird ca. alle anderthalb Jahre einer Zwischenprüfung (Überwachungsaudit) unterzogen. Die Begutachtungen werden von der Schweizerischen Akkreditierungsstelle SAS durchgeführt. Die Prüfverfahren im akkreditierten Bereich sind im Anhang zur Akkreditierungsurkunde aufgelistet.


Swissmedic-Bewilligung
Die Bewilligung der Swissmedic zur chemischen, physikalischen und mikrobiologischen Qualitätskontrolle von Arzneimitteln bzw. deren Rohstoffe ist unbefristet gültig. Alle 2 Jahre findet eine Inspektion durch die Kantonale Heilmittelkontrolle Zürich statt.
Zertifizierung nach ISO 9001:2015
Das Qualitätsmanagementzertifikat muss jeweils nach drei Jahren im Rahmen eines Rezertifizierungsaudits erneuert werden. Dazwischen findet jährlich ein Aufrechterhaltungsaudit statt.
Die Audits werden von der Schweizerischen Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme (SQS) durchgeführt.

